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„Waldeslust“ mit dem Inner Wheel Club

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Die sozial engagierten Damen singen seit zehn Jahren in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Böblingen

Wenn ein Chor 60- bis 90-Jähriger so kraftvoll "Hoch auf dem gelben Wagen" schmettert, dass es durch sämtliche Flure der Reha-Klinik schallt, dann, ja dann ist Inner-Wheel-Tag. Jetzt feierten die ehrenamtlichen Sängerinnen im Krankenhaus ihren zehnten Geburtstag.

BÖBLINGEN. Zum Jubiläum gab es Rosen. Heide Knöri, Sozialberaterin in der Reha-Klinik, überreichte jeder der fünf Inner-Wheel- Damen ein langstieliges elegantes Exemplar, nachdem sie ihnen zuvor ganz ausdrücklich den Dank der Klinik überbracht hatte. „Wir sind sehr froh, dass wir Sie hier haben“, betonte sie im Aufenthaltsraum der Klinik. Mit großen Feierlichkeiten wollten sich die fünf ehrenamtlichen Helterinnen freilich nicht lange aufhalten, denn sie hatten auch dieses Mal wieder ein reich gefülltes Programm mitgebracht.

Darum griff Günther Sontowski am Keyboard denn auch rasch in die Tasten, so dass bald die ersten der 25 Patienten mitsangen. lm Nu war der Aufenthaltsraum kein Aufenthaltsraum mehr, sondern ein Ort, an dem fröhlich und schwungvoll gesungen, geträllert, gesummt und geschunkelt wurde. Jene Menschen, die zuvor noch stumm in ihren Rollstühlen saßen, begannen plötzlich zu strahlen und genossen sichtlich das gemeinsame Musikerlebnis. „Einer unserer Ärzte sagte mal, die Leute schliefen besser, nachdem die Damen von Inner Wheel da gewesen seien“, erzählt Heide Knöri. Sie selbst hat beobachtet, dass die eine Stunde Singen für die Patienten eine Stunde Auszeit bedeutet. „Die Leute vergessen in dieser Zeit alles und können ihre Sorgen und Nöte einfach mal hinter sich lassen, meint die Klinikmitarbeiterin.

Waltraut Grünwald ist der Kopf der Klinik-Sängerinnen und von Anfang an oben im Krankenhaus dabei. Jeden ersten Donnerstag im Monat kommt sie mit ihren Mitstreiterinnen in den Aufenthaltsraurn.

Soziales Engagement hat sich die internationale Frauenvereinigung ganz bewusst auf ihre Fahnen geschrieben. Das weibliche Pendant zu den Rotariern soll sich mit seinen Mitgliedern persönlich in soziale Bereiche wie Hpspizwesen, Telefonseelsorge, Frauenhäuser oder Altenheime einbringen. Die Böblinger Gruppe hat bereits die Jugendhilfe Böblingen, das Frauenhaus, das mobile Kinderhospiz, die Herrenberger Lebenshilfe oder den Stuttgarter Schlupfwinkel unterstützt. Entweder die Gruppe hilft mit einer Finanzspritze oder die Damen schreiten selbst zur Tat. In der Reha-Klinik setzt Waltraut Grünwald den sozialen Anspruch der Vereinigung mit ihrem Gesang um. „Erstaunlich, dass ein Chor sofort funktioniert, obwohl man noch nie miteinander gesungen hat“, lobte sie, nachdem „Hoch auf dem gelben Wagen“ verklungen war. Man wolle den Patienten ein wenig Abwechslung in den

Klinikalltag bringen, erklärte sie. Die überwiegend älteren Menschen bleiben in der Regel für drei Wochen in der Reha-Klinik und sollen hier mit verschiedenen Behandlungen und Kunst-, Ergo- und Physiotherapie wieder so gut wie möglich für ihren Alltag mobilisiert werden. Für ein bisschen Freude und Entspannung sorgen dann einmal im Monat die Damen mit ihrem mitreißenden Engagement.

Auch zum zehnjährigen Jubiläum gaben die ehrenamtlichen Sängerinnen alles. Aufmunternd wippten sie zwischen den Tischen, gaben mit kräftigem Einsatz die Töne vor und nahmen ihre Mitsänger zum Schunkeln ganz selbstverständlich an die Hand. „Wer soll das bezahlen?‘! fragte sich der spontan zusammengefundene Chor, ehe Sontowski elegant zur „Waldeslust“ überleitete. „Das sind alles Lieder, die die Leute gut kennen, dann kann jeder gleich mitsingen“ erklärte Waltraut Grunwald. Und war schon zwischen den Patienten verschwunden, um das nächste Lied anzustimmen.