Zum Inhalt springen

Clubausflug nach Erfurt

von Renate Preiß

Erfurt und die 18 Klosterfrauen

Unternehmungslustig wie immer starteten wir am Montag, dem 26. Mai, zu unserer Clubreise 2014 nach Erfurt. Wie wir den Unterlagen entnehmen konnten, war von unserer Präsidentin Ingeborg alles bestens vorbereitet. Zur Stärkung unterwegs gab es Butterbrezeln, Schinkenhörnchen und Sekt.

Nach Regengüssen auf halber Strecke erwartete uns in Thüringen strahlender Sonnenschein. In Erfurt angekommen, gab es im Panorama-Restaurant „Glashütte“ auf dem Petersberg einen kleinen Mittagsimbiss, an dem auch schon eine Inner Wheelerin des Clubs Erfurt-Gotha teilnahm.

Unser erster Programmpunkt war eine Führung in der Stasi-U-Haft-Gedenkstätte, unterteilt in die drei Bereiche: Haft, Diktatur, Revolution. Am Ort des Geschehens die Grausamkeit und Menschenverachtung des DDR-Regimes zu spüren, hat uns alle sehr bewegt.

Inzwischen hatte sich schon Herr Prof. Dr. Lindner zu uns gesellt, der uns mit großer Begeisterung unermüdlich durch Erfurt führte. Die Silhouette der Stadt ist geprägt von den zahlreichen Kirchen, die Straßen von schönen alten Fachwerkhäusern. Erfurt liegt an der Gera und wurde erstmals erwähnt im Jahre 742. Ich denke, wir haben fast alle Kirchen (Mariendom, S. Severi etc.), Klöster, Brunnen, lauschige Plätze und zuletzt das Denkmal von Martin Luther in zweieinhalb Stunden erlaufen, wären an mancher schönen Stelle gerne eine Weile geblieben.

Im Augustinerkloster erwarteten uns dann unsere „Zellen“, klein aber zweckmäßig, und es gab für eine knappe Stunde nur eine Devise: Duschen und Füße hoch legen.

Zum Abendessen im Biergarten des Restaurants „Zum Güldenen Rade“ kamen drei Inner-Wheelerinnen des Erfurt-Gothaer Clubs, darunter auch die Präsidentin, eine ganz spontane Geste der Inner-Wheel-Verbundenheit. Natürlich wurde weitgehend „thüringisch“ gegessen (Sauerbraten bzw. Rostbratwurst mit Thüringer Klößen, die übrigens hier vom Feinsten waren), dazu Köstritzer Bier oder Wein von Saale/Unstrut. Bei angeregter Unterhaltung an der langen Tafel (im Freien!) verging der Abend leider viel zu schnell. Deshalb war unbedingt noch ein Absacker angesagt, und zufällig lag die Bar „Faustus“ auf unserem Heimweg. Einige Mutige haben „Ilse“ probiert, einen Cocktail auf Ingwer-Basis – etwas gewöhnungsbedürftig. Es war eine fröhliche Runde aller 18 Klosterfrauen, die dann zu später Stunde zum Kloster zurückkehrten.

Am nächsten Morgen – geweckt durch Vogelgezwitscher und leiser Orgelmusik – regnet es leider. Nach einem leckeren Frühstück, umfangreicher und vielseitiger als erwartet, ging es zur Alten Synagoge. Hier bekamen wir von einem sehr netten älteren Führer einen interessanten „Überblick“ über die jüdische Geschichte und Gebräuche in Erfurt.

Nun drängte die Zeit. Die Fahrt ging weiter nach Eisenach, wo für uns im Restaurant „Brunnenkeller“ das Mittagessen bestellt war, natürlich wieder „thüringisch“. Für einen Rundgang durch Eisenach war leider keine Zeit (und auch kein Wetter), aber es reichte entweder zum Kurzbesuch im Bachhaus, dem weltweit ersten Museum, das Johann Sebastian Bach gewidmet wurde, oder einem schnellen Espresso bis zur Abfahrt zur Wartburg. Wer auf den angekündigten Pendelbus gehofft hatte, musste feststellen, das ca. 30 Leute bereits auf den nächsten und offenbar einzigen Bus warteten. Deshalb blieb für alle nur der Fußweg, welcher der einen Freundin mehr, der anderen weniger mühsam erschien.

Und wieder hatten wir Glück mit unserer Führung. Die junge Frau verstand es, uns das Historische gewürzt mit kleinen Anekdoten und Überlieferungen nahe zu bringen. Was war nun eigentlich mit dem Tintenklecks in Luthers Stube? Beim Verlassen der Wartburg goss es in Strömen, rote Bäche flossen die Stufen hinab. Zum Glück konnten einige von uns den Pendelbus bis zum Parkplatz nehmen, acht unerschrockene Freundinnen wagten sich zu Fuß hinunter.

Leicht angefeuchtet hatten schließlich wieder alle ihren Platz im Bus gefunden, und so konnten wir gegen 17 Uhr die Heimfahrt antreten. Unser Fahrer wäre beinahe wieder Richtung Erfurt gefahren, wenn wir uns nicht vehement für eine sofortige Kursänderung und Weiterfahrt Richtung Stuttgart eingesetzt hätten. Unsere Präsidentin hatte für belegte Brötchen gesorgt, wir konnten den von ihr mitgebrachten Trollinger mit Lemberger – weiß gekeltert – probieren und mit Mariannes Champagner auf ihr neues Enkelkind Johanna anstoßen. Wohlbehalten erreichten wir Sindelfingen gegen 22 Uhr.

Die Klosterfrauen sagen Dir, liebe Ingeborg, und allen Freundinnen, die Dich unterstützt haben, herzlichen Dank für diesen unvergesslichen, fröhlichen Ausflug.